Die Magie der Zahl
Eine frei erfundene Geschichte, ein echter Gewinn und die echte Gewinnzahl.
Für Renate war es nicht einfach nur ein Gewinn. Als sie das Türchen am Adventskalender des Lions Club Horb-Sulz öffnete und die Gewinnnummer mit der auf ihrem Kalender verglich, spürte sie ein kosmisches Vibrieren.
„Wolfgang!“, rief sie in die Küche. „Es ist passiert. Das Universum hat gesprochen.“
Wolfgang, der gerade versuchte, den Toaster zu reparieren, schaute skeptisch auf. „Hat das Universum auch gesagt, wo der Kreuzschlitzschraubenzieher ist?“
„Lach nicht. Wir haben gewonnen. Einen Reisegutschein über 555 Euro. Gestiftet von der Kanzlei Stroh.“
„555 Euro?“, wiederholte Wolfgang. „Das ist ja mal eine Schnapszahl. Sehr sympathisch.“
„Nein, Wolfgang. Das ist eine Engelszahl! Fünf steht für Veränderung. Und unsere Gewinnzahl, die 1287… eins plus zwei plus acht plus sieben macht achtzehn. Eins plus acht macht neun. Die Neun steht für Vollendung!“ Renate strahlte. „Diese Reise wird unser Leben verändern.“
Drei Monate später saßen sie im Auto auf dem Weg in den Schwarzwald. Die Kanzlei Stroh hatte den Gutschein großzügig ausgestellt, und Renate hatte beschlossen, dass diese Reise unter dem Stern der „Achtsamkeit“ stehen sollte. Immerhin diente der Erlös des Kalenders Projekten wie „Lions Quest“ – Gewaltprävention und Persönlichkeitsentwicklung. Renate nahm das sehr wörtlich.
„Wir müssen achtsam reisen, Wolfgang“, hatte sie verkündet. „Wir lassen uns treiben.“
Das „Treibenlassen“ endete abrupt an der Rezeption des Hotels. „Haben Sie zufällig Zimmer 1287 frei?“, fragte Renate die Rezeptionistin mit bedeutungsschwangerem Blick.
„Wir haben nur zwei Stockwerke, gnädige Frau. Ich könnte Ihnen die 12 oder die 87 geben.“
„Die 12“, entschied Renate sofort. „Das ist der Anfang von allem.“
Wolfgang trug die Koffer schweigend in den ersten Stock. Er hatte sich vorgenommen, Renates esoterischen Anfall einfach auszusitzen, solange es ein gutes Abendessen gab. Doch er hatte die Rechnung ohne die 555 Euro gemacht.
Beim Abendessen im Hotelrestaurant studierte Renate die Karte nicht nach kulinarischen Vorlieben, sondern nach numerologischen Prinzipien.
„Ich kann das Schnitzel nicht nehmen, Wolfgang“, flüsterte sie entsetzt. „Wieso? Ist es aus Pappe?“ „Nein, es kostet 18,50 Euro. Quersumme 14. Das passt energetisch nicht zu unserer Zimmernummer 12.“
Wolfgang seufzte tief und legte die Karte weg. „Renate, hör mir mal zu. Dieser Gutschein ist von einer Kanzlei gestiftet worden, damit wir es uns gut gehen lassen. Der Lions Club unterstützt damit Gewaltprävention an Schulen. Weißt du, was Gewalt auslöst?“
„Ungelöste Konflikte?“, fragte Renate vorsichtig.
„Hungrige Ehemänner, die nicht bestellen dürfen, weil die Quersumme der Maultaschen nicht stimmt!“, entgegnete Wolfgang. „Ich nehme jetzt den Zwiebelrostbraten. Der kostet 22 Euro. Eine Meisterzahl. Zufrieden?“
Renate dachte kurz nach. „Zweiundzwanzig… Partnerschaft und Dualität. Das ist gut, Wolfgang! Das ist sehr gut!“
Der Rest des Wochenendes entwickelte sich zu einem bizarren Hindernislauf. Renate bestand darauf, Wanderungen exakt nach 12,87 Kilometern abzubrechen, was dazu führte, dass sie mitten auf einer Kuhweide standen und auf ein Taxi warten mussten. Als sie am Sonntagnachmittag im Hotelcafé saßen, um den Restbetrag des Gutscheins aufzubrauchen, rechnete Renate fieberhaft auf einer Serviette.
„Wir haben noch genau 55 Euro und 50 Cent übrig“, sagte sie mit leuchtenden Augen. „Wolfgang, siehst du das Zeichen? Die 555 verfolgt uns! Das ist die totale Harmonie!“
Wolfgang schaute auf die Kuchenkarte. „Wenn wir zwei Stück Schwarzwälder Kirsch, zwei Kaffee und zwei Willy-Brandt-Gedächtnis-Cognacs nehmen, kommen wir auf 34 Euro. Was machen wir mit dem Rest?“
„Trinkgeld“, sagte Renate bestimmt. „Wir geben den Rest als Trinkgeld. Das bringt das Karma ins Gleichgewicht.“
Der junge Kellner, der gerade abräumte, starrte ungläubig auf die 21,50 Euro Trinkgeld. „Ist das ein Versehen?“, fragte er stotternd.
„Nein“, sagte Renate salbungsvoll. „Das ist Lions-Energie. Geben Sie es weiter. Tun Sie etwas Gutes.“
Als sie zum Auto gingen, hakte sich Wolfgang bei Renate unter. „Weißt du“, sagte er schmunzelnd. „Vielleicht hast du recht mit deiner Numerologie.“
„Wirklich?“
„Ja. 1287 Losnummer. 555 Euro Gutschein. Und 100 Prozent Erholung, auch wenn du ein bisschen verrückt warst. Aber weißt du, was die schönste Zahl ist?“
„Nein, sag schon!“
„Die Zwei. Du und ich.“
Renate blieb stehen und war sichtlich gerührt. „Oh, Wolfgang. Das hast du schön gesagt.“
„Und jetzt steig ein“, brummte Wolfgang und öffnete die Tür. „Bevor du noch ausrechnest, ob das Kennzeichen unseres Autos eine schlechte Aura für die Heimfahrt hat.“
Sie lachten beide. Es war eine besondere Reise gewesen. Vielleicht lag es an der Magie der Zahlen, vielleicht an der Großzügigkeit der Kanzlei Stroh, oder vielleicht einfach daran, dass man manchmal ein bisschen verrückt sein muss, um den Alltag hinter sich zu lassen.
Die Gewinnzahl für den 6. Dezember 2025 lautet tatsächlich 1287. Nur die Geschichte ist von der KI erfunden. Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß schon vorab auf der Reise.